Märkte erhalten statt abschaffen – warum Politik Lösungen finden muss
In Köln lieben wir unsere Märkte. Ob klassisch am Samstagmorgen, mit frischem Obst und Gemüse vom Hof, oder modern als Feierabendmarkt mit Streetfood und Live-Atmosphäre – Märkte sind Treffpunkte, die Leben in unsere Stadt bringen. Sie sind Orte, an denen wir nicht nur einkaufen, sondern ins Gespräch kommen, Neues entdecken, uns wohlfühlen.
Doch in den letzten Jahren ist etwas Auffälliges passiert: Gleich zwei beliebte Märkte stehen oder standen vor dem Aus – und beide Male nicht, weil die Menschen sie nicht wollten, sondern weil formale Vorschriften am Ende schwerer wogen als der Wunsch, sie zu erhalten.
Fall 1: Das Autokino Porz
Die Wochen- und Trödelmärkte dort waren nicht nur eine Institution, sondern auch die finanzielle Grundlage, um das Autokino am Laufen zu halten. Jahrzehntelang geduldet, dann plötzlich gestoppt, weil die Genehmigungslage nicht passte. Das Kino konnte sich ohne diese Einnahmen nicht mehr halten – das Aus war besiegelt.
Fall 2: „Meet and Eat“ am Rudolfplatz
Seit zehn Jahren bringt dieser Feierabendmarkt donnerstags Menschen aus ganz Köln zusammen. Streetfood, Getränke, Marktatmosphäre neben der Hahnentorburg – und das mitten in der Woche. Nun soll Schluss sein, weil das Angebot aus Sicht der Stadt nicht mehr die Voraussetzungen eines Wochenmarktes erfüllt.
Zweimal der gleiche Ablauf
Beide Male war es ein Ratsmitglied, das die rechtliche Zulässigkeit hinterfragt hat. Beide Male folgten Prüfungen, am Ende der Entzug der Genehmigung.
Juristisch mag das korrekt sein – aber politisch stellt sich für mich eine andere Frage:
Was ist eigentlich unser Auftrag als gewählte Vertreterinnen und Vertreter?
Sind wir hier, um Schlupflöcher zu finden, die Angebote unmöglich machen?
Oder sind wir hier, um Wege zu finden, wie wir diese Angebote rechtssicher erhalten können?
Mein Verständnis von Politik
Ich bin überzeugt: Politik sollte gestalten, nicht nur verwalten. Regeln sind wichtig, aber sie sollten nicht zum Selbstzweck werden. Wenn Menschen unsere Märkte lieben, dann müssen wir zuerst fragen: Wie können wir sie so organisieren, dass sie bleiben können?
Das bedeutet, mit Betreiberinnen und Betreibern zu sprechen, kreative Lösungen zu entwickeln, und ja – auch mal die Verwaltung herauszufordern, den vorhandenen Spielraum zugunsten der Menschen zu nutzen.
Köln braucht Möglichmacher
Was mich antreibt, ist nicht das Aufzählen von Verboten, sondern das Finden von Möglichkeiten. Ich möchte, dass Köln eine Stadt ist, in der Ideen wachsen können – nicht eine, in der sie an Paragrafen hängen bleiben.
Märkte sind Orte, an denen Stadtgesellschaft passiert. Wenn wir sie verlieren, verlieren wir mehr als nur Verkaufsstände.
Darum stehe ich dafür, dass wir in Zukunft nicht fragen „Warum geht das nicht?“, sondern „Wie geht es trotzdem?“
Geht nicht, gibt’s nicht!
Einen ausführlichen Artikel des Kölner Stadtanzeiger zum Meet and Eat-Markt am Rudolfplatz findet ihr hier:
https://www.ksta.de/koeln/streit-um-koelner-abendmarkt-meet-eat-am-rudolfplatz-vor-dem-aus-2-1082223